DIE BUBLA20-GEWINNER*INNEN BEIM BUCHTRAILER-AWARD UND AUF DER FUTURE!PUBLISH
Der Buchblog-Award 2020 liegt bereits mehrere Monate hinter uns, doch für die Gewinner*innen wurde es jetzt noch einmal spannend: In der Jury des Deutschen Buchtrailer Awards stimmten die Preisträger*innen in den Kategorien Bester Buchblog und Bester Newcomer über den besten deutschsprachigen Buchtrailer ab und verkündeten das Ergebnis auf der future!publish im Januar 2021. Zu der Konferenz waren auch die Gewinner*innen der Kategorien Bester Verlags- und Bester Buchhandlungsblog eingeladen. Hier berichten die Bubla20-Sieger*innen von ihren Erlebnissen!
Der Deutsche Buchtrailer Award
Nachdem Tino Schlench (Literaturpalast, Gewinner in der Kategorie Bester Buchblog), Martina Kübler und Fabienne Imlinger (Podcast Ich lese was, was du auch liest, Gewinner in der Kategorie Bester Newcomer) von Publikum und Jury mit dem Buchblog-Award ausgezeichnet wurden, durften sie selbst als Juror*innen aktiv werden: beim Deutschen Buchtrailer Award 2021. Gemeinsam haben Tino und Fabienne sogar die Preisverleihung des Awards moderiert – wir haben sie danach interviewt!
Wie lief eure Tätigkeit als Jury-Mitglied für den Buchtrailer Award ab? Was beinhaltete sie?
Tino: Die Aufgabe der Jury bestand vor allem darin, genau hinzuschauen und hinzuhören. Wir haben uns gesondert voneinander die eingereichten Trailer angesehen und danach Schulnoten vergeben, um ein Stimmungsbild zu erzeugen. Zusätzlich zur Notenvergabe habe ich mir Notizen zu jedem einzelnen Trailer gemacht. Festgehalten wurden Besonderheiten, Überraschungen und handwerkliche Details – im Guten wie im Schlechten. Die Jury-Diskussion ging dann sehr schnell über die Bühne. Wir waren uns von Anfang an sehr einig in unserer Wahl.
Fabienne: Also wir mussten vor allen Dingen eines tun: viele Buchtrailer anschauen! Ein absoluter Traumjob für mich, denn ich liebe Trailer. Schon seit ich denken kann war das beim Kinobesuch immer ein absolutes Highlight. Aber ein wenig mehr als nur Vergnügen war es dann schon, wir mussten die einzelnen Trailer ja schließlich auch kritisch beäugen und bewerten.
Habt ihr euch zuvor schon mit Buchtrailern auseinandergesetzt?
Fabienne & Martina: Ehrlich gesagt: nein.
Tino: Buchtrailer waren vor einigen Jahren mal ein größeres Thema. Zahlreiche Medien berichteten. Damals hatte ich mir einige Clips angesehen, um zu erfahren, was es damit auf sich hat. Das allgemeine Interesse nahm dann rapide ab, so meine Wahrnehmung. Auch Trailer selbst begegneten mir immer seltener – was mich ehrlich gesagt etwas überrascht, bieten doch die Sozialen Medien beste Möglichkeiten für eine visuelle Auseinandersetzung mit Literatur, die viel mehr sein kann als reines Marketing.
Was zeichnet in euren Augen einen guten Buchtrailer aus? Konntet ihr euch in der Jury auf allgemeine Kriterien einigen?
Tino: Unser wichtigstes Kriterium lautete: Weckt der Trailer unser Interesse, das entsprechende Buch zu lesen? Relevant waren ebenso die technische und künstlerische Umsetzung. Arbeitet ein Trailer mit Stock Material oder wurden Bilder, Animationen, Grafiken oder musikalische Untermalung eigens angefertigt? Originalität und Kreativität spielten eine große Rolle.
Fabienne: Wir haben in der Jury-Sitzung darüber gesprochen, was für jede*n von uns die Kriterien sind. Die Jury-Mitglieder kamen z.T. aus unterschiedlichen Bereichen, ein Film-Profi war z.B. auch dabei. Da ist es wenig überraschend, dass wir unterschiedliche Blicke auf die Trailer hatten. Ein wichtiger Punkt bei uns allen war, dass der Trailer – bei allem filmischen Knowhow und z.T. aufwendigen Spezialeffekten – vor allen Dingen auf das Buch neugierig machen sollte. Und bei den Gewinner-Trailern waren wir uns dann auch alle überraschend einig.
Stellt uns doch (ganz kurz) die Gewinner vor und was sie auszeichnet!
Tino: Der Preis in der Kategorie Erwachsenenliteratur ging an „Herzfaden“ von Thomas Hettche – ein sehr minimalistisch gehaltener Trailer mit maximaler Wirkung. Vor den Augen der Betrachter*innen entsteht eine Marionette; dazu erklingt eine gut gewählte und wunderbar vorgetragene Textpassage. Vermutlich war ich nicht der einzige in der Runde, der dabei an Kleists „Über das Marionettentheater“ denken musste.
Martina: Das Besondere hier war die Verbindung vom Literarischen mit dem Visuellen, die sehr passend über die Figur des „Fadens“ geschieht: Marionetten hängen am Faden, ja, aber der Faden ist hier auch der „rote Faden“, der das Gezeichnete und den sich nach und nach „entspinnenden“ Text verbindet. Der zweite starke Punkt war für mich die Auswahl der Textstelle: schön gelesen vermittelt sie einen guten Eindruck, was für eine Art von Roman die Leser*innen erwartet, und gleichzeitig wird nicht zu viel verraten.
Fabienne: Bei den Kinderbüchern war „Sommer“ von Jihyun Kim (Verlag Urachhaus) der Gewinner. „Sommer“ ist ein reines Bilderbuch, es gibt keine Text. Ich dachte da erstmal: ok, das ist ja keine Kunst, daraus einen Trailer zu machen, weil die Bilder an sich schon so toll sind. Doch der Trailer hat mich überrascht! Denn er ruft mit seinem sehr reduzierten Sound den Sommer auf, und diese Klanglandschaft ermöglicht es uns als Zuseherinnen, ganz und gar in die Bildwelt einzutauchen.
Tino: Der Trailer vermittelt durch seine ruhigen Bilder und seine interessante Klangkulisse (erzeugt durch Wassergläser) eine wohlige, melancholisch-verträumte Stimmung. Das hat uns alle sehr überzeugt.
Was hat euch an der Jury-Tätigkeit besonders gut gefallen? Gab es Überraschungen? Konntet ihr etwas lernen?
Martina: Da wir absolute Buchtrailer-Neulinge waren, hat es in erster Linie Spaß gemacht, uns mit dem Genre zu beschäftigen. Außerdem kannten wir viele der Bücher nicht, sodass wir die Trailer wirklich mit ganz frischen Augen auf uns wirken lassen konnten. Darüber hinaus hat natürlich in derie Zusammenarbeit mit den anderen Jurymitgliedern großen Spaß gemacht, deren Sicht- und Herangehensweisen kennenzulernen. Aber am Ende war das Schönste, dass wir uns bezüglich der Gewinner alle total einig waren!
Tino: Überrascht haben mich vor allem zwei Dinge: (1.) dass wir uns so rasch einig waren und (2.) dass einer meiner Favoriten am Ende sehr eindeutig in der Publikumsabstimmung gewonnen hat. Der Preis ging an „Im Dickicht“ von Ryūnosuke Akutagawa.
Fabienne & Martina: Nachdem wir vorher keine „Einstellung“ zu Buchtrailern hatten, konnte sie auch nicht verändert werden. Vielleicht kann man’s einfach so sagen, dass wir jetzt eine positiv-interessierte Einstellung haben!
Die future!publish 2021
Die Gewinner-Blogs in den Kategorien Bester Buchhandlungsblog und Bester Verlagsblog haben je ein Ticket für den Buchbranchenkongress future!publish erhalten – eine tolle Möglichkeit, um neue Ideen zu sammeln und sich mit der Branche auszutauschen. Ragna Lüders, Inhaberin der Buchhandlung Lüders, und Sabine Reichelt aus dem Team des Argon Podcasts “Tonspur” mit Dirk Kauffels, waren Namen ihrer Teams bei diesem digitalen Event dabei.
Welches waren Ihre inhaltlichen Highlights der future!publish 2021?
Sabine Reichelt: Für mich war die future!publish insgesamt ein echtes Highlight – inhaltlich super anregend und getragen von einer ganz offenen und herzlichen Atmosphäre! Besonders den Vortrag zu den Chancen einer rassismuskritischen Verlagswelt von Teresa Sommer und Nadine Salha fand ich sehr inspirierend. Außerdem habe ich auch eine Menge Spannendes über Teamarchitektur und neue Autorität gelernt.
Hatten Sie zuvor schon an einer future!publish teilgenommen?
Ragna Lüders: Vorher habe ich noch an keiner fp teilgenommen.
Sabine Reichelt: Nein, das war meine erste future!publish.
Wie hat der Austausch mit den anderen Teilnehmer*innen digital funktioniert? Gab es spannende Gespräche?
Sabine Reichelt: Der Austausch hat für mich super funktioniert. Ich fand vor allem die Möglichkeit des Verlagspeeddatings prima. So habe ich in den zwei Tagen mit Kolleg*innen aus ganz unterschiedlichen Verlagen und Bereichen sprechen können. In einem analogen Setting hätte ich bestimmt nicht so viele Menschen mal eben so locker angesprochen, um ehrlich zu sein. 🙂
Frau Lüders, auch Sie haben in diesem Jahr zum Programm beigetragen und in einer der Gesprächsrunden gesprochen: Worum ging es und wie war diese Erfahrung für Sie?
Ragna Lüders: Ich habe zusammen mit Emilia von Senger und Olaolu Fajembola an einer Gesprächsrunde zu Communitybuilding im Buchhandel teilgenommen. Das war sehr inspirierend und interessant, als Resümee kann ich sagen: das können wir häufiger machen.
Können Sie uns einige neue Erkenntnisse nennen, die Sie mitgenommen haben aus dem Kongress?
Ragna Lüders: Es ist so wichtig, dass wir uns austauschen, uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam neue Ideen entwickeln.
Einen herzlichen Dank an die Gewinner*innen für Ihre Antworten und an das Team der future!publish für diesen spannenden Preis!