BUBLA19-FINALIST: LITERATURPALAST
20 Blogs stehen im Finale des Bubla19 – Eure Stimmen haben entschieden, wer dabei ist. Bevor die Jury am 18. Oktober 2019 die jeweiligen Gewinner in den Kategorien Bester Buchblog und Bester Newcomer verkündet, stellen wir euch die Finalist*innen vor. Hier beantwortet Tino vom Instagram-Kanal „Literaturpalast“ unsere Fragen.

Kurzvorstellung & Speed-Fragerunde
Mein Name: Tino Schlench
Mein Kanal: Literaturpalast
Ich bin nominiert in der Kategorie: Bester Buchblog
Ich blogge seit: etwas mehr als einem Jahr

Ich lese am liebsten: Briefe, Tagebücher, Autobiographien – und natürlich verschrobene Essays und Romane von Autorinnen und Autoren, deren Namen ich nicht aussprechen kann
Dieses Buch hätte nie enden dürfen: „The Book of Love“ von den Magnetic Fields – das endet bereits nach 2:42 Minuten
Das ist meine Lieblingsbuchfigur: die kettenrauchende und Campari trinkende Hannah Arendt in all ihren Briefwechseln (Das zählt doch?)
Das sind meine Lieblingsverlage: Suhrkamp, Hanser/Zsolnay und Matthes & Seitz
Hier kaufe ich meine Bücher am liebsten: In meiner alten Heimat Berlin war ich gern im linken Buchladen „Zur schwankenden Weltkugel“ auf der Kastanienallee und im „Fundus“ beim Savignyplatz. Hier in Wien bin ich wohl am liebsten bei „Yellow Books“ – das ist eine kleine Buchhandlung mit viel Theorie und einem breiten Angebot an gebrauchten Büchern. Empfehlen möchte ich ebenso den karitativen Buchladen „Books4Life“.
Diese Buchblogs sind meine persönlichen Favoriten: tralalit.de, 54books.de, read-ost.com
Das Interview
Wie bist Du zum Buchbloggen gekommen?
Ich lebe in einem katholischen Land. Warum also nicht meinen Weg zum Bloggen als Passionsgeschichte bezeichnen? Denn einerseits motiviert sich meine Arbeit ganz klar durch meine Leidenschaft für die Literatur und für das Schreiben. Andererseits bin ich durch einige persönliche und berufliche Rückschläge zum Bloggen bekommen. Denn nachdem ich mich nach Auslaufen meiner Universitätsstelle völlig unerfolgreich im journalistischen Bereich beworben habe, dachte ich mir irgendwann: Gut, dann bin ich eben meine eigene Redaktion.
Was zeichnet Deinen Blog aus?
Die augenfälligste Besonderheit meines Accounts ist wohl dessen thematischer Fokus. Denn im „Literaturpalast“ widme ich mich ausschließlich Büchern und Themen, die den deutschen oder europäischen Osten tangieren. Mein großspuriger Profilname verweist natürlich auf den Kulturpalast – also jene Repräsentationsbauten, die in erster Linie in den ehemaligen Ostblock-Ländern zu finden sind. Die Buchauswahl meines Kanals umfasst sowohl Klassiker als auch Neuerscheinungen. Gern greife ich auch zu abseitigen oder weniger bekannten Werken aus kleineren Verlagen.
Auf visueller Ebene bemühe ich mich, jeden Beitrag unterschiedlich zu gestalten. So nicht ausdrücklich erwünscht, gleicht kein Bild dem anderen. Oftmals hat das entsprechende Photo einen direkten Bezug zum Buchinhalt. Worauf ich mich zukünftig noch stärker konzentrieren möchte, ist die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlerinnen und Künstlern aus Wien.
Und letztlich geht es mir auch in meinen Textbeiträgen darum, einen anderen Weg einzuschlagen und eine eigene Sprache zu finden. Schon aufgrund der beschränkten Zeichenanzahl strebe ich keine klassischen Rezensionen an und vermeide inhaltliche Zusammenfassungen. Stattdessen möchte ich unterhaltsame Texte verfassen, die auch dann gern gelesen werden, wenn keinerlei Interesse am besprochenen Buch besteht. Ob mir das gelingt, müssen natürlich andere entscheiden.
Was macht Dir beim Bloggen am meisten Spaß? (Und nervt auch mal was?)
Am meisten Freude bereitet mir der kreative Prozess, der mit dem Bloggen einhergeht. Einen geeigneten Zugang zu einem Buch zu finden, der sich dann in einem möglichst ansprechenden Bild und Text manifestiert – das verschafft mir eine große Befriedigung. In einem weiteren Schritt ist es der Austausch mit anderen Leserinnen und Lesern, den ich als sehr bereichernd empfinde.
Genervt bin ich vor allem von mir selbst, da ich mich viel zu häufig selbst unter Druck setze – wenn eine Bildidee nicht aufgeht oder ein Photo misslingt, wenn die Lektüre eines Buches mehr Zeit in Anspruch nimmt als geplant, wenn mir die Ideen ausgehen und ich viel zu lange auf den Desktop starre, ohne eine Zeile zu schreiben.
Was ist das Besondere am Bloggen auf Instagram?
Ich habe mich ganz bewusst für Instagram entschieden, da mir die Plattform ermöglicht, mit Texten, Photos und Videos zu arbeiten und dementsprechend ganz unterschiedliche Zugangsweisen zum Medium Buch zu erproben. Eine besondere Herausforderung stellen Live-Videos dar: Die Vorbereitung nimmt viel Zeit in Anspruch und ich bin dabei furchtbar nervös, habe aber auch furchtbar viel Spaß dabei (und könnte eigentlich mal wieder eins machen).
Unschlagbar an Social Media ist der Community-Aspekt: Hier finden Leserinnen und Leser, Verlage, Autorinnen und Autoren, Literaturhäuser, Redaktionen und Agenturen zusammen. Dass sich der hier initiierte Austausch häufig auch offline fortsetzt und mitunter in Freundschaften mündet, das ist doch ein großes Glück.
Was würdest Du Blogger-Neulingen oder jenen raten, die mit dem Bloggen über Bücher anfangen wollen?
So der Wunsch besteht: Einfach loslegen! Aber natürlich kann es nicht schaden, sich bereits im Vorhinein genau anzusehen, wie andere Bloggerinnen und Blogger eigentlich vorgehen – welche Bücher ausgewählt werden, welcher Sprache sich bedient wird, wie Bücher auf visueller Ebene in Szene gesetzt werden –, um dann im Zweifelsfall genau das Gegenteil zu machen. Ein kreativer, liebevoll gestalteter Blog mit einer eigenen (Bild-)Sprache und einem erkennbaren Profil wird immer interessanter sein als der 420ste Account mit den immer gleichen Photos von wahllos zusammengewürfelten Bücherstapeln, die dann irgendwann einmal gelesen werden… könnten… naja, eventuell… oder auch nie.
Was war Dein schönstes Buch-, Lese-, Verlags- oder Autor*innen-Erlebnis?
Es gab in meinem Leben so viele schöne Lese-Erlebnisse, dass ich mich hier unmöglich entscheiden kann. Darf ich mir erlauben, stattdessen von meinem furchtbarsten Blogger-Erlebnis zu berichten? Denn vor einigen Wochen hätte ich fast einen Menschen erschlagen: Für ein ansprechendes Buchphoto platzierte ich einen kiloschweren Architekturbildband auf einem Geländer in einem Wiener Universitätsgebäude. Dabei stürzte das Buch versehentlich mehrere Meter in die Tiefe und verfehlte einen lesenden Studenten nur um wenige Zentimeter. Dem jungen Mann ist glücklicherweise nichts passiert, doch das Buch ist nun völlig hinüber. Passenderweise thematisiert der Bildband brutalistische Architektur.
Vielen Dank für das Interview! Wir drücken die Daumen!
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