BUBLA20-FINALIST: AFROKIDS GERMANY
20 Blogs haben es geschafft – sie stehen im Finale des Buchblog-Awards 2020! Bevor die Jury am 18. Oktober 2020 die Gewinner*innen in den Kategorien Bester Buchblog und Bester Newcomer verkündet, stellen wir Euch die Finalist*innen vor. Hier beantwortet Ndey Bassine Jammeh-Siegel vom Instagram-Kanal „Afrokids Germany“ unsere Fragen.
Kurzvorstellung & Speed-Fragerunde
Mein Name: Ndey Bassine Jammeh-Siegel
Mein Blog/Kanal: @afrokids_germany
Ich bin nominiert in der Kategorie: Bester Newcomer
Hier bin ich auch zu finden: demnächst auch auf afrokidsgermany.com
Ich blogge seit: Dezember 2019
Ich lese am liebsten: Romane
Dieses Buch liegt gerade auf meinem Nachttisch: Children of Virtue and Vengeance – Tomi Adeyemi
Dieses Buch empfehle ich momentan jedem: all about love New Visions – bell hooks
Diesen Buchcharakter würde ich gerne einmal treffen: Die Großmutter von Julian aus Julian ist eine Meerjungfrau
Das sind meine Lieblingsverlage: Ich habe leider noch keinen Lieblingsverlag
Hier kaufe ich meine Bücher am liebsten: Teils online und teils im Buchladen
Dieser Buchblog/Buchkanal ist mein persönlicher Favorit: @hereweeread
Das Interview
Wie bist Du zum Buchbloggen gekommen?
Ich denke, im Inneren hat es mit meiner Biografie zu tun: Als Kind habe ich gerne gelesen, aber wir hatten keine Kinderbücher. Während meiner Schwangerschaft 2018 habe ich mich viel mit Kinderbüchern beschäftigt, ausschließlich mit Schwarzen Protagonisten. Dabei stellte ich fest, dass es kaum BuchbloggerInnen* im deutschsprachigen Raum gibt, die sich ausschließlich mit Schwarzen Kindern und Children of Color beschäftigen. Ich war enttäuscht, denn es gab jede Menge Buchblogs und Buchkanäle für Kinderbücher mit weißen Kindern. Nachdem ich mich mit dem Thema beschäftigte, gründete ich im Dezember letzten Jahres den Instagram-Account, der Schwarze Eltern unterstützen sollte Bücher mit Schwarzen Kindern auf einfache Weise zu finden.
Heute jedoch hat sich meine Zielgruppe etwas verändert: Es sind nicht nur Eltern Schwarzer Kinder oder Children of Color, die mir folgen, sondern auch Eltern weißer Kinder. Gesellschaftlich scheint klar geworden zu sein, dass der Kampf gegen Rassismus auch bedeutet, dass Schwarze und weiße Kinder mit Diversitätsbüchern aufwachsen müssen. Nur so können ein Zusammenleben und eine Wertschätzung auf Augenhöhe stattfinden.
Was zeichnet Deinen Blog aus? Wieso sollte man Dir folgen?
Bücher mit Schwarzen Kindern und Children of Color gibt es sehr selten auf Deutsch. Bücher mit Schwarzen Kindern und Children of Color in der Hauptrolle gibt es noch seltener auf Deutsch. Für Eltern, insbesondere für Afrokids-Eltern, ist es eine Herausforderung tolle Diversitätsbücher zu finden. Durch Afrokids Germany hat die Suche ein Ende: Eltern finden in meinem Blog endlich einen Ort mit Büchern, die die Lebensrealität ihrer Kinder repräsentieren.
Dennoch befindet sich Afrokids Germany in einer Nische im deutschen Büchermarkt. Mir ist es eine Herzensangelegenheit persönlich und gesellschaftlich dazu beizutragen, dass Schwarze Kinder und Children of Color in der Kinderliteratur sichtbar sind und gemacht werden. Und genau deshalb sollte man mir folgen. Weil Afrokids Germany persönlich ist, mit Liebe von mir gestaltet wird und Eltern, Tanten und Onkel sowie Großeltern einen Ort des Findens schenkt.
Was schätzt Du besonders am Format des Instagram-Kanals?
Den schnellen Zugang zu Informationen. Es bedarf nicht mehr lange Recherchen um an gute und reflektierte Inhalte zu kommen. Außerdem bietet das Format Austauschmöglichkeiten. Und Austausch ist das, was wir brauchen, um uns alle ein Stückchen näher zu bringen.
Was war dein bisher schönstes Erlebnis im Blogger*innen-Dasein?
Im Allgemeinen sind es die Momente, in denen Eltern eine Buchempfehlung nachkaufen und mir dann schreiben oder zeigen, wie sehr sich ihre Kinder beim Lesen freuen, weil sie sich “selbst darin entdecken”. Ich bekomme oft emotionale und dankbare Nachrichten, wenn Leser sich freuen, meine Seite entdeckt zu haben.
Wo in der Buchcommunity bist Du selbst am liebsten unterwegs auf der Suche nach Inspiration und Austausch? Und warum?
Inspiration hole ich mir häufig aus Buchcommunities aus den USA. Denn dort ist das Thema Diversität und Inklusion weiter entwickelt als hier in Europa. Das macht meine Arbeit manchmal zu einer richtigen Detektivarbeit, weil ich ja schauen muss, dass die Bücher, die ich vorstelle, auch im deutschsprachigen Raum gekauft werden können.
Warum muss (vor allem in einem Jahr wie diesem) über Bücher gebloggt werden?
2020 war und ist ein seltsames Jahr: Die persönlichen Kontakte waren eingeschränkt, Menschen waren isoliert und einsam. Die Buchläden und Büchercafés waren teilweise geschlossen. Um den Menschen weiterhin Liebe und Freude am Lesen zu bieten, sie weiterhin dafür zu begeistern, war es wichtig in dieser Zeit, die LeserInnen* vor allem online zu erreichen. Bücher sind nicht nur Geschichten, sondern auch Freudebringer und Haltgeber. Sich mit Menschen über Bücher zu unterhalten und neue Beziehungen (auch wenn nur online) aufzubauen ist Teil des Bloggens.
Haben sich die Veränderungen der letzten Monate auf Deinen Blog/Kanal ausgewirkt? Wenn ja, wie?
Da ich eine Schwarze Frau bin, war das ein sehr trauriges Jahr bisher. Die Ereignisse in den USA unter anderem der Tod von George Floyd, Ahmadou Arbery, Breonna Taylor und einigen anderen, die Black-Lives-Matters-Bewegung und die Debatte über Rassismus auf der ganzen Welt, haben viele Menschen – sowohl Schwarz als auch weiß – dazu gebracht, über die Ungleichheiten auf der Welt nachzudenken.
Black-Lives-Matters war in meinem Leben als Schwarze Frau schon immer Thema. Aber in diesem Jahr hat sich der öffentliche Blick darauf verändert und das hat sich auf meinem Blog bemerkbar gemacht. Menschen versuchen einen Weg zu finden sich zu verändern, aber auch gesellschaftliche Strukturen zu verändern. Der tragische Mord von George Floyd hat weiteren Lesern zu der Erkenntnis verholfen Rassismus bereits in der frühen Kindheit durch Kinderbücher zu bekämpfen. Schwarze Eltern, die in den identitätsstiftenden Kinderbüchern ihre Kinder empowern und stärken wollen. Weiße Eltern, die Ihren Kindern die Gleichstellung von Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben anerziehen möchten.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft von Buchblogs und Buch-Kanälen?
Ich wünsche mir mehr Diversität in den Buchblogs. Ich wünsche mir mehr Bilder mit Schwarzen Kindern in den Buchkanälen. Ich wünsche mir, dass Schwarze Kinder gesehen werden und wie weiße Kinder repräsentiert werden. Ich wünsche mir, dass Rassismus mehr thematisiert wird und ich wünsche mir mehr Büchervorstellungen. Ich wünsche mir, dass Schwarze Kinder und Children of Color sehen, dass sie werden können, was auch immer sie wollen, weil es das Schwarze Kind im Buch eben auch kann: Prinzessin*, AnwältIn*, Arzt oder Ärztin und nicht Schwarz gleich arm.
Vielen Dank für das Interview! Wir drücken die Daumen!
Ein tolles Konzept. Es interessiert mich vor Allem weil auch meine Kinder afrikanische Wurzeln haben. Leider nutze ich kein Instagram. Also warte ich gespannt auf die Website.
Ich drücke die Daumen für das Finale. 🙂