BUBLA20-FINALIST: PAGES ON PAPER
20 Blogs haben es geschafft – sie stehen im Finale des Buchblog-Awards 2020! Bevor die Jury am 18. Oktober 2020 die Gewinner*innen in den Kategorien Bester Buchblog und Bester Newcomer verkündet, stellen wir Euch die Finalist*innen vor. Hier beantwortet Linda Dreier vom Instagram-Kanal „Pages on Paper“ unsere Fragen.

Kurzvorstellung & Speed-Fragerunde
Mein Name: Linda Dreier
Mein Blog/Kanal: Pages on Paper
Ich bin nominiert in der Kategorie: Bester Buchblog
Hier bin ich auch zu finden: Goodreads, TikTok
Ich blogge seit: Mai 2018
Ich lese am liebsten: Belletristik, Gegenwartsliteratur

Dieses Buch liegt gerade auf meinem Nachttisch: „Die Infantin“ von Helena Adler, „Auf Erden sind wir kurz grandios“ von Ocean Vuong und „Schimmernder Dunst über CobyCounty“ von Leif Randt.
Dieses Buch empfehle ich momentan jedem: Das ist einfach! Die letzte Zeit quassle ich ununterbrochen über „Ich bin Linus“ von Linus Giese, das mich aufgrund des prägnanten, geduldigen und sehr zugänglichen Schreibstils über die Erfahrungen eines Transmannes absolut gefesselt hat.
Diesen Buchcharakter würde ich gerne einmal treffen: Maria Moosbrugger aus „Die Bagage“ von Monika Helfer, weil sie in meiner Heimat Vorarlberg vor hundert Jahren lebt und ich es spannend finden würde, über die Gesellschaft von damals und ihre Auswirkungen auf die heutige Zeit mehr zu erfahren.
Das sind meine Lieblingsverlage: Im deutschsprachigen Raum sind wir wahrlich verwöhnt mit einer großartigen Auswahl vielseitig aufgestellter Verlage, was das Festlegen auf wenige schwierig macht. Dürfte ich jedoch bis an mein Lebensende nur noch von einem Verlag lesen, so würde ich zu den Büchern des Guggolz-Verlags greifen.
Hier kaufe ich meine Bücher am liebsten: Nachdem ich während meines Studiums bei Thalia gearbeitet habe, tendiere ich dazu, bei meinen Freundinnen dort zu kaufen. Immer mehr möchte ich aber auch unabhängige Buchhandlungen unterstützen, von denen es in Wien tolle gibt, z.B. den Buchkontor im 15. Bezirk oder die Metamorphose im 5. Bezirk.
Dieser Buchblog/Buchkanal ist mein persönlicher Favorit: So, so viele! Ich liebe meine Buchblase im Internet und den unfassbar hochwertigen Content, um den sich alle bemühen. Am meisten fasziniert mich aber immer wieder aufs Neue die Hingabe und Kreativität von Tino (@literaturpalast), bei dem jeder Post ein kleines, rundum perfektes Kunstwerk darstellt.
Das Interview
Wie bist Du zum Buchbloggen gekommen und wie hat sich Dein Buchblog/-kanal mit der Zeit gewandelt?
Lesen war immer schon ein großer Teil meines Lebens. Als ich mit meinem Englisch-Studium begonnen habe, merkte ich jedoch schnell, dass der ständige Druck mir die Freude am Lesen nahm. So suchte ich mir im Internet ein Plätzchen mit Gleichgesinnten. Anfänglich war das ein streng geheimes Projekt, über das ich mit den Menschen in meinem direkten Umfeld nicht sprechen wollte – zu hoch war die Angst, dafür auf Kritik zu stoßen. Immer mehr wurde die Community jedoch zu meinem Alltag und meine Freundinnen wissen inzwischen alle, wie lieb und teuer mir mein Buchkanal ist.
Was zeichnet Deinen Blog aus? Wieso sollte man Dir folgen?
Ich denke, dass man bei meinem Kanal merkt, dass ich mit Herzblut bei der Sache bin und für Bücher brenne. Die Leidenschaft für die Literatur kombiniere ich gerne mit anderen Bereichen des Lebens: manchmal gibt es Reisefotos, manchmal Politisches, und manchmal haben die schönsten zwei Fellnasen ihren großen Auftritt. Immer wieder steht bei mir auch das literarische Wien im Zentrum, denn meine Wahlheimat hat so viel zu bieten. Mit dieser Mischung möchte ich eine Beziehung zu meinen Follower:innen aufbauen und so vielleicht in manchen die Freude am Lesen wecken.
Was schätzt Du besonders am Format des Instagram-Kanals?
Mein Fokus liegt bei Instagram, da man hier gefordert ist, neben kreativen und ästhetisch ansprechenden Fotos auch seine Gedanken auf kürzeste Weise zu formulieren. Das schafft schnell einen ersten Eindruck, ob ein Buch gefallen könnte. Außerdem gibt es mit Stories und Reels noch weitere Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben und einen literarischen Mehrwert für Leser:innen zu bieten. Am Ende des Tages sind es für mich aber die Kontakte und Freundschaften, die Instagram täglich zu einem positiven Ort für mich ausmachen.
Was war dein bisher schönstes Erlebnis im Blogger*innen-Dasein?
Da gab es schon so viele, aber um ein wortwörtlich grenzüberschreitendes Erlebnis zu nennen: Bei einer Leseaktion von DuMont (Danke Torsten!) durfte ich ein Buch mit einer Norwegerin im Tandem lesen – sie auf Norwegisch, ich auf Deutsch. Da ich selber mein Erasmussemester in Bergen verbracht habe, weckte das in mir eine gewisse Nostalgie. Wir haben uns super verstanden und zum Abschluss hat sie mich dazu gebracht, mit ihr auf Instagram live zu gehen, wofür ich eigentlich viel zu schüchtern bin. Letztes Jahr auf der Buchmesse haben wir es dann sogar geschafft, uns persönlich zu treffen – ein echtes Highlight!
Wo in der Buchcommunity bist Du selbst am liebsten unterwegs auf der Suche nach Inspiration und Austausch? Und warum?
Ich persönlich liebe Accounts, bei denen man weiß, welche Personen dahinterstecken und bei denen sich der Buchgeschmack mit meinem am besten teilweise überlappen. Mit Moni (@buchwort), Vicky (@lesestress), Anne (@fuxbooks) und Nina (@die_lesetheke) würde ich meine literarischen Spice Girls auf die Bühne bringen. Allerdings ist die Buchcommunity so vielfältig, dass wirklich für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Warum muss (vor allem in einem Jahr wie diesem) über Bücher gebloggt werden?
Bücher bieten in erster Linie zwei Dinge: Information und Inspiration. Dieses Jahr ist neben der omnipräsenten Pandemie geprägt durch das Revival von Black Lives Matter und einen voranschreitenden Klimawandel. Für alle diese Vorkommnisse gibt es entsprechend Sachbücher und Fiktion, die es erlauben, sich zu informieren und dazuzulernen. Für mich persönlich spannend: Die Erfahrung, dass in der Quarantäne meine nicht-lesenden Freund:innen plötzlich Schnappschüsse ihrer letzten Lektüren schickten, weil sich das Netflix-Angebot langsam dem Ende zuneigte. Das hat mir wieder in Erfahrung gerufen, wie viele Leute eigentlich doch ganz gerne lesen, wenn sie nur das richtige Buch in die Hände bekommen. Neben fachkundigen Buchhändler:innen sind Blogger:innen eine Informations- und Inspirationsquelle, die so schnell nicht versiegt. Denn wenn alles nichts mehr hilft, kann den Eskapismus eines fesselnden Buches eben keine Serie nachahmen.
Haben sich die Corona-bedingten Veränderungen der letzten Monate auf Deinen Kanal ausgewirkt? Wenn ja, wie?
Auch wenn das nicht immer gelingt, möchte ich auf meinem Kanal mehr denn je eine positive Grundstimmung vermitteln. Wenn die Nachrichten wieder einmal voll sind mit Hiobsbotschaften, verstehe ich meinen Kanal gerne als sicheren Hafen, wo man sich über Bücher austauschen kann und durchatmen kann. Trotzdem ist das private Leben natürlich unmittelbar mit dem Blog verbunden, und meine Sorgen hinsichtlich des Weltgeschehens und auch mein Studienabschluss führten zu höheren Inaktivitätsperioden. Andererseits wurden auch die Beziehungen zu meinen Follower:innen durch die vermehrte Zeit zuhause enorm gestärkt, was schön zu beobachten war.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft von Buchblogs und Buch-Kanälen?
Obwohl wir hier schon auf dem richtigen Weg sind, würde ich mir noch mehr Bereitschaft vonseiten der Verlage wünschen, mit uns Blogger:innen zusammenzuarbeiten. Im englischsprachigen Raum werden Bloggern eine viel höhere Bedeutung zugesprochen als bei uns, was ich sehr schade finde, denn wie schon oben erwähnt, sind Blogger:innen durch ihre Authentizität und Greifbarkeit unmittelbar in der Lage, Menschen zum Lesen zu animieren.
Vielen Dank für das Interview! Wir drücken die Daumen!